AuthorAngel Fontana |
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Unsere Gedankengänge während dem Lesen12/7/2020 Der Titel sprach uns als Gruppe wirklich an, da wir nicht von Anfang an einschätzen konnten, was uns erwarten wird. Vor allem auch deshalb gab es eine gewisse Spannung. Wir wollten natürlicherweise wissen, wer denn der Sandmann genau ist und welche Rolle er in dieser Geschichte einnehmen wird. Direkt nach den ersten Seiten wird klar, wofür der Titel steht. Man wird geradewegs in die Geschichte eingeführt, was ich äußerst gut fand. Es hat ein wenig gedauert, bis alle verstanden haben, dass am Anfang drei Briefe geschrieben wurden.
Im Allgemeinen, fand nicht nur ich, sondern auch die anderen zwei Leser der Gruppe, das Werk vor allem am Anfang eher schwierig zu lesen und gleichzeitig alles richtig zu verstehen. Mit der Zeit konnten wir uns dann aber doch an die ältere Schreibweise des Autors gewöhnen und mussten nicht mehr gewisse Zeilen mehrmals durchlesen. Beim ersten Brief von Nathanael an den Lothar verstand ich weder wieso er als Geisterseher bezeichnet werden sollte noch, dass er den Wetterglashändler zur Treppe hinunterwerfen wollte noch wieso die anderen ihn auslachen würden. Aber ich denke, dass solche kleinen Unklarheiten am Anfang normal sind und während dem Lesen des Werks noch detaillierter behandelt und eventuell erklärt werden, falls sie nicht selbsterklärend oder interpretierbar sind. Aufgrund dessen, dass die Kinder den Sandmann auf keinen Fall sehen dürfen und ins Bett müssen und des dumpfen Tretens und Polterns, wenn der er im Hause ist, scheint dieser geheimnisvoll und bösartig. Was mir merkwürdig vorkommt, ist, dass die Mutter den Sandmann als Grund braucht, um ihre Kinder rechtzeitig ins Bett zu kriegen, aber sobald diese auf das Thema eingehen, sich dafür interessieren und darunter auch wissen wollen, wer er sei, wird seine Existenz wiederum verneint. Will sie ihren Kindern die Geschichte, ohne den realen Besucher der Familie mit einzubeziehen, einprägen? Kein Wunder, wirkt sich das Erzählte so negativ und verstörend auf Nathanael und sicherlich auch auf den Leser aus, wenn es mit Hilfe solch einer gewagten Wortwahl und Erklärung geschildert wird (z.B. Sand in die Augen, dass sie blutig zum Kopf herausspringen…). Meiner Meinung nach, gehören solche Schilderungen nicht zu den Kindergeschichten. Abgesehen davon, packt ihn verständlicherweise trotzdem die Neugier auf den geheimnisvollen Besucher seines Vaters. Versetzt man sich in den folgenden Abschnitten, wobei Nathanael sich im Korridor und danach im Zimmer seines Vaters unter seinem Pult versteckt, in seine Lage, fiebert man sozusagen mit und fühlt die Spannung der gegebenen Situation, bis man erfährt, wer „der Sandmann“ ist. Das Kind, wie auch der Leser, fragt sich zu einem gewissen Zeitpunkt, was sein Vater und der alte Advokat abends für Werke vollbringen. Als ich dann herausfand, dass die beiden Augen von Kindern, welche zu spät ins Bett gingen, sammelten und sich diese für ihre Menschengesichter ohne Sehorgan zu Nutze machten, war ich äusserst geschockt. Geschweige denn vom Moment, als Nathanael erwischt, gepackt und deformiert wird. Wie kann das überhaupt passieren, ohne dass der Junge stirbt? Bestimmt fand diese Situation nicht genau so statt, sondern wurde überspitzt dargestellt und zeigt vielmehr was Nathanaels Vorstellungskraft mit ihm anstellte, da er zu diesem Zeitpunkt überfordert und verstört war. Dass er erwischt wird, war vorhersehbar, dennoch spannend zu lesen. Dass Coppelius danach verschwand, aber später nochmals für ein letztes Experiment vorbeikam, verwirrte mich. Der entsetzliche Schlag um Mitternacht, lässt mich über die Vorhaben des Advokaten grübeln. Tötete er den Vater mit Absicht oder handelte es sich um einen Unfall? Wieso er anschliessend endgültig verschwand, ist klar. Er wählte den einfachsten Weg, um Konfrontationen und Konsequenzen aus dem Weg zu gehen. Nachfolgend ging es nicht mehr um eine Erzählung aus Nathanaels Vergangenheit, sondern um seine Gegenwart. Er dachte, dass Coppelius seinen Namen zu Giuseppe Coppola änderte und als Wetterglashändler in sein Leben zurückkehrte. Nachdem was passiert war, kann man seine Gedanken an eine Rache verstehen, aber was, wenn er ihn verwechselt und gar nicht Coppelius ist? Das wäre dann unfair. Beim Brief von Clara an Nathanael, war am Anfang nicht klar wer sie ist. Später aber sah ich, dass es sich dabei um seine Verlobte handelte. Ich fragte mich wovon sie all das wissen oder auch schon nur vermuten kann, dass seine schlechten Erfahrungen und Erinnerungen nicht Wirklichkeit, sondern grösstenteils lediglich in seinem Inneren waren. Vielleicht wollte sie das Ganze nicht wahrhaben. Diese Stelle schien etwas wichtiges des Werkes zu offenbaren, jedoch beschreibt sie es in ihrem Brief immer wieder gleich, was langweilig wird zu lesen. Sie sagte auch einmal, solange Nathanael an ihn glaube, sei er auch und wirke, nur sein Glaube sei seine Macht. Dann würden ihn aber alle anderen nicht sehen und er könnte ihm in Wirklichkeit gar nichts antun. War Nathanael sauer auf sie, weil sie dachte, dass die Geschichte und seine Angst vor „dem Sandmann“ nur eingebildet und nicht Seriöses sei? Sie schienen gelassen und friedlich im Garten ihre gemeinsame Zeit zu geniessen. Er hätte sein aufbrausendes Gedicht nicht hervornehmen und vorlesen sollen. Sie sieht offenbar äusserst hübsch aus und wird deshalb auch von anderen begehrt. Nathanael könnte sich also glücklich schätzen. Und doch interessierte er sich immer mehr für Spalanzanis Tochter, Olimpia. Sie sass durchgehend regungslos an ihrem Tisch und machte nichts. Auch ihr Gesichtszüge veränderten sich so gut wie nie. Sie schien leblos und ohne Sehkraft, was sehr unheimlich wirkt. Warum machte er sich immer wieder Gedanken zu Olimpia, wenn er doch seine Clara hatte und sie unheimlich liebte? Und wie kann er die zwei Frauen überhaupt gleichsetzen, wenn er die Tochter des Professors nicht einmal wirklich kennt? Niemand durfte in ihre Nähe kommen. Nur weil sie blödsinnig sein könnte? Und wieso stand in diesem Fall ihre Tür offen? Der lange Absatz, welcher auf S.10 anfängt und zur S.11 übergeht, war ein wenig unverständlich. Wieso schrieb Nathanael dies? Was wollte er damit aussagen? Als Coppola Nathanael als Wetterglashändler besuchte, versuchte er sich angemessen zu verhalten, seine schlimmen Wahrnehmungen zu bewerten und mit ihnen umzugehen, was wieder einmal zum Nachdenken anregt. Coppola sprach von schönen Augen. Ich frage mich, ob es tatsächlich Augen waren, die er auf den Tisch legte. Aber ich glaube, dass damit irgendwelche Brillen gemeint waren. Eventuell könnte es sich hiermit um eine Metapher handeln. Ob es sich wohl generell um Wetterglas handelte? Brauchte er eine Brille, bzw. ein Glas wegen schlechter Sehkraft oder war sie verzaubert, sodass er Olimpias Gesichtsausdrücke auf einmal anders empfand? Möglicherweise brachte dieses aussergewöhnliche Glas Nathanael dazu, sich in Olimpia zu verlieben und damit auch ihn in den Wahnsinn zu treiben. Nun, auch wenn Nathanael sich solche unheimlichen Szenen ausdenkt, wirkt der Wetterglashändler etwas seltsam. Ich hätte ihm nichts abgekauft. Als Nathanael Olimpia auf dem Ball küsste und auch einen Liebesbeweis von ihr erhalten wollte, war ich fassungslos. Wie konnte er das Clara antun? Wahrscheinlich war er so drastisch von der Puppe besessen, dass er über die Existenz seiner Verlobten und seinem Umfeld im Allgemeinen vergass. Dem Anschein nach trug er seitdem eine rosarote Brille, weil er aussergewöhnlich erhoben von seiner neuen Geliebten sprach. Aussenstehende, unter anderem auch sein Freund Siegmund, bezweifelten nicht unbedingt ihre äusserliche Schönheit, jedoch ihr Dasein und wie sie sich verhielt an sich. Man spürte, dass was nicht stimmte. Doch Nathanael, vom Zauber gezwungen, empfand das anders. Wieso aber konnte Olimpia nicht mehr sagen als „Ach, Ach!“ oder ein paar andere Wörter? War sie denn nun wirklich nur eine selbstkonstruierte, leblose Maschine? Und wieso wäre Spalanzani so froh darüber, dass er sich ihr widmet und sie liebt? Einige Zeilen weiter, wurde meine Vermutung bestätigt. „Räderwerk“ und „Die Figur Olimpia“ zeigen, dass es sich bei ihr gewiss um eine von Spalanzani und Coppola gebaute Puppe handelt, was einerseits aufgrund vorherigen Zeilen und sonstigen Andeutungen vorhersehbar war aber andererseits trotzdem zu einer Überraschung führt. Olimpias dunkle und leere Augenhöhlen und ausgerissene Augen sowie Nathanaels folgende vom Wahnsinn getriebene Handlung (Auf Spalanzani losgehen und ihn versuchen zu erwürgen), waren erneut verstörend und bedrückend. Dass Clara wieder zurückkam und sich um ihn kümmerte, berührte mich. Mich überkam wieder eine gewisse Beruhigung, während dem Lesen. Als sie dann aber gemeinsam den Ratsturm heraufstiegen, fing ich wieder an zu zweifeln. Da könnte erneut was Tragisches passieren. Verständlicherweise kam die Frage, wieso sich der ferne Busch auf sie zu bewegt, auf. Das Greifen nach Coppolas Perspektiv, schien mir nicht eine gute Idee, weil dies schon vorher zu schlechten Ereignissen geführt hatte. Nathanaels erneuter Wahnsinn bewegt einen zum Nachdenken. Wurde er von seinem Wahnsinn gezwungen, vom Turm runter zu springen? Der Schluss war unvorhersehbar, jedoch ein wenig unerwartet meiner Meinung nach.
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